Wirtschaft lobt frühen Entwurf / Wissenschaftler regt Wärmepumpen für Leinewasser an

Wasserstoff spielt eine untergeordnete Rolle in der Wärmeplanung

Die kommunale Wärmeplanung wird in Hannover beispielhaft vorangetrieben. Der städtische Entwurf ist im Dezember an das Land Niedersachsen übermittelt worden. Zugleich sind Interessenverbände des Handwerks, der Industrie und der Wohnungswirtschaft sowie Umweltinitiativen und Soziale Verbände gebeten worden, das 69 Seiten umfassenden Konzept zu bewerten. Sie lobten grundsätzlich die Vorlage, haben aber in der gemeinsamen Sitzung von vier Ratsausschüssen am 19. Januar im Rathaus differenzierte Kritik an einigen Grundlagen der Planung geübt. Die...

... städtische Planung beruht auf Daten und Prognosen des Versorgers enercity. Für das Unternehmen erklärte Vorstand Marc Hansmann, „die Bezahlbarkeit ist extrem wichtig,“ Fernwärme dürfe zum Beispiel nicht teurer sein als Gas, sonst werde die Umstellung in der Bevölkerung nicht akzeptiert.

Vor diesem Hintergrund wird enercity auf den Einsatz von Wasserstoff in der häuslichen Wärmeversorgung verzichten. Für diesen Zweck sei Wasserstoff in absehbarer Zeit wegen der Erzeugerpreise eine „unsichere Wette.“ Allenfalls als Backup für ein Kraftwerk, das von Gas auf Wasserstoff umgestellt werden könnte, kann sich der Vorstand die Verwendung vorstellen.

Für industriellen Bedarf in Betrieben, in denen mit sehr hohen Temperaturen gearbeitet wird, sehe die Kalkulation anders aus, meint Hansmann. Enercity plant jedenfalls, sein Gasnetz konsequent stillzulegen und nicht für Wasserstoff zu nutzen. Das sei auch das Konzept vieler anderer großer Kommunen in Deutschland.

Handwerk und Industrie haben in der Anhörung Zweifel geäußert, ob Fernwärme wegen möglicher Energieverluste im Transport wirklich zu mehr als 50 Prozent den Wärmebedarf in der Stadt decken sollte. „Nahwärmenetze“ mit neun Prozent und dezentrale Wärmepumpen mit 34 Prozent stehen im Planentwurf. Der geht aber auch von deutlich sinkenden Wärmebedarf aus – und an dieser Annahme zweifeln mehrere der Rednerinnen (2) und Redner (10) in der gemeinsamen Sitzung der vier Ratsausschüsse für Umweltschutz, Klimaschutz und Grünflächen, für Arbeitsmarkt-, Wirtschafts- und Liegenschaftsangelegenheiten, für Stadtentwicklung und Bau sowie für Soziales.

Die Anregung eines Wissenschaftlers enthält einen Zielkonflikt mit Umweltschützern, denn es geht um Wärmepumpen, die das Leinewasser nutzen. Die im Plan angesprochene Möglichkeit, daraus 30 Megawatt Energie zu generieren, könne auf etwa 100 Megawatt gesteigert werden, mein Jens Clausen vom Borderstep Institut. Damit würde zwar die Temperatur des Leinewassers um ein halbes Gard gesenkt, was sicherlich bedenkenswerte Folgen für Flora und Fauna haben werde. Andererseits könne ins Kalkül gezogen werden, dass sich die aufgrund des Klimawandels erwartbare Flusswassererwärmung sogar durch die Nutzung von Wärmepumpen etwas begrenzen ließe.

Anja Ritschel, Dezernentin für Wirtschaft und Umwelt, hat schließlich nochmal auf viele Möglichkeiten hingewiesen, die zur individuellen Beratung über konkrete Wärmeplanung angeboten werden. Darüber hat zuvor die erste Rednerin auf der Anhörungsliste, Anja Floetenmeyer-Woltmann von der Klimaschutzagentur der Region Hannover gGmbH, in ihren fünf Minuten Redezeit detailliert informiert. Ritschel stellte schon mal in Aussicht, dass das Verfahren zur öffentlichen Erörterung der Wärmeplanung wohl angesichts der vielen komplexen Themen nicht wie vorgesehen am 29.Februar beendet sein werde.

Eigener Bericht (bk)

Quellennachweis -.- Stand der Planung -.- Link auf interaktive Karte mit Stadtbezirksgrenzen und weiteren Informationen -.- Bildunterschrift für obenstehende Karte: Im Plan sind fliederfarbig die Cluster markiert, wo Fernwärme eingesetzt wird. (entnommen aus der städtischen Planveröffentlichung)