Auftakt der Vortragsreihe über Fakten, Fakes und Fiktionen

Welche Muster haben falsche Erzählungen in Fotos und Filmen?

Der berühmte Spruch vom Bild, das mehr als Tausend Worte sagt, gilt auch für manipulierte Fotos und Filme. Ralph Ewerth ist Professor an der Leibniz Universität (LUH) und leitet die Forschungsgruppe “Visuell Analytics” an der benachbarten Technischen Informationsbibliothek (TIB.) Er ist sozusagen dem Muster der Lügen auf der Spur, mit Hilfe von sogenannter Künstlicher Intelligenz (KI.) Der Begriff bezeichnet ein Teilgebiet der Informatik, das maschinelle Lernen mit riesigen Datenmengen.

An der TIB gibt es ein kostenfrei verfügbares Tool, mit dem auch private Aufnahmen von Gebäuden geladen und der Standort des Hauses irgendwo auf der Welt bestimmt werden kann, genannt Geolocation Estimation. Professor Ewerth hat davon in seinem Vortrag in der Ada und Theodor Lessing Volkshochschule (VHS) berichtet, in dem es um “Desinformation und Erzählmuster in Nachrichtenvideos” ging. Damit haben die LUH und VHS zusammen mit dem Theatrum e.V. ihre Reihe zum Thema Mythen, Fakten und Fiktionen eröffnet.

Die mehrjährige Forschung zusammen mit den Universitäten in Bremen und Leipzig dient unter anderem dem Ziel, ein Tool zu entwickeln, mit dem die Glaubwürdigkeit von Bildern und dem dazu gestellten Text maschinell erkannt werden kann. Ewerth und seine Arbeitsgruppe gehen davon aus, dass sie “narrative Muster” darstellen können, die die Lügen und Manipulationen in Filmen und Fotos entlarven. Das könnte zum Beispiel auch öffentlichrechtlichen Medien helfen, in ihrer Recherche sehr schnell zwischen echtem und zweckorientiert verändertem Bildmaterial zu unterscheiden.

Dem einstündigen Vortrag folgte eine Diskussion, in der unter anderem die Frage gestellt worden ist, ob das “sehr universitär dargestellte Thema auch für Normalbürger” aufbereitet werden soll. Professor Ewerth erklärte dazu, der Stand der Forschung werde offen im Internet dargestellt (“open source verpflichtet”.) Die VHS-Sprecherin Emine Cinedioglu verwies auf Seminar-Angebote passend zum Thema.

Der Moderator Markus Peter vom Verein Theatrum hat das Publikum zu Beginn der Veranstaltung auf eine “künstlerische Installation über Verschwörungsdenken und Hexenverfolgung in Hannover” hingewiesen, die noch bis zum 30. Oktober 2022 im Beginenturm gezeigt wird. Peter lobte die Vortragsreihe von LUH, VHS und Theatrum als gutes Beispiel für die Zusammenarbeit von Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Bildungseinrichtung.

Universitätspräsident Volker Epping nannte in seiner Einführungsrede “Fake News ein Bestandteil unserer Gesellschaft heute.” Die Wissenschaft, die “auch vom Irrtum lebt,” habe ihre Erfahrungen mit dem “schmalen Grad von Fakten und Fiktionen” und ein besonderes Interesse daran, die Grenzen zu Lügen und Verschwörungserzählungen deutlich zu markieren. Dazu diene die Arbeit an der TIB, die Professor Epping als “weltgrößte naturwissenschaftliche Universitätsbibliothek” vorstellte. Er bezeichnete die Teilnahme von etwa 80 Leuten an der Veranstaltung in der VHS als “überwältigenden Zuspruch.”

Linkliste:

Anmeldung für die künstlerische Installation im Beginenturm

Theatrum e.V.

Technische Informationsbibliothek (TIB)

Wikipedia über die TIB

Tool GeoEstimation der TIB

Beispiel für Lokalisierung von Aufnahmen

TIB-Tool für die Analyse von Nachrichtenartikeln

Leibniz Universität Hannover (LUH)

Wikipedia erklärt den Begriff Künstliche Intelligenz

Ada und Theodor Lessing Volkshochschule Hannover