WLAN-Investment rentiert sich kurzfristig für Hannovers Haushalt

Freifunk ist mehr als eine Geste der Gastfreundschaft

Ohne Internet ist kaum noch eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben denkbar. Gewöhnlich verlassen wir uns auf professionelle und kostenträchtige Dienstleistungen, um ins Netz zu gelangen. Dazu ist Freifunk eine unabhängige und preiswerte Alternative, die sozusagen in Nachbarschaftshilfe funktioniert. (bk) 3.Januar 2023

In Hannover gibt es mehr als 2000 Knotenpunkte für den freien Zugang ins Netz. 14 Leute in der Gruppe Freifunk Hannover kümmern sich um die Hintergrundtechnik für den Betrieb und helfen allen, die teilnehmen wollen am „unabhängigen Bürgernetz.“ Voraussetzung dafür, dass jemand kostenfrei und gesichert ins Internet kommt, ist die Bereitschaft einer anderen Person, den eigenen – bezahlten – Zugang zu teilen.

Freifunk Hannover verspricht, dass es eigentlich ganz einfach ist, die Technik einzurichten. Aber wie üblich gilt das eher für Menschen mit etwas Vorkenntnis, die gut erklären können, was ein Router ist und wie am eigenen Gerät die Datenmenge für den Eigenbedarf und für Gäste verteilt werden kann. Dann ist es nämlich nicht nur für die Gastgeber sondern auch für die – zumeist unbekannten – Nutzenden eine unkomplizierte Nachbarschaftshilfe.

Einfache und preiswerte Router genügen, um Teil des Freifunk-Netzes zu sein. Spenden von Altgeräten sind sehr willkommen zur Einrichtung von Netzanschlüssen in Wohnheimen. Aufnahme Wikipedia

Die teilnehmenden Haushalte haben ebenfalls einen Nutzen, wenn sie sich gegenseitig vernetzen. Falls dann mal der eigene Internetzugang ausnahmsweise ausfällt, nimmt der Datenverkehr nach unmerklicher Pause sofort weiter seinen Weg über die benachbarten Router, die alle mit der „Mesh“-Technik verbunden sind.

Außerdem ist Freifunk mehr als eine Geste der Gastfreundschaft, oder – wie es im kleinen Flyer der hannoverschen Gruppe heißt: „ein digitales Glas Wasser für jeden.“ Die freiwillig und unentgeltlich Arbeitenden, also die „Ehrenamtlichen“, verstehen ihren Einsatz durchaus als Beitrag für das demokratische Gemeinwesen, für eine „öffentliche Internet-Grundversorgung.“

Das weiß auch die Stadt Hannover zu schätzen. Die Stadtverwaltung könnte sogar ziemlich genau ausrechnen, welche Beträge im Haushalt stehen müssten, gäbe es die Gruppe Freifunk nicht. Die setzt sich nämlich zusammen mit dem Unterstützerkreis Flüchtlingsunterkünfte e.V. (UFU) tatkräftig dafür ein, dass in hannoverschen Wohnprojekten etwa 12000 Leute aus mindestens 60 Nationen Kontakt zu ihren Freunden und Familien daheim halten und Informationen für ihr neues Leben hierzulande aus dem Internet beziehen können.

Den UFU gibt es schon seit April 2013. Frank Steinlein ist einer der Geschäftsführer, er arbeitet in der Nordstadt mit Bernd Schittenhelm (Freifunk Hannover) zusammen. Die beiden haben im vorigen September Daten für eine öffentliche Präsentation aufgelistet und für die politische Debatte in Rat und Stadtbezirksrat dargestellt, welchen Aufwand sie betreiben.

Einerseits loben sie ihre persönlichen Ansprechpartner in der Stadtverwaltung als sehr kooperationsbereit. Andererseits klagen sie über Mängel vor Ort in den Wohnprojekten, wo sie zum Beispiel beim Verlegen von Leitungen improvisieren müssen, weil das Durchbohren der Wände nicht erlaubt ist.

Diese Grafik zeigt drei Schritte zur Teilnahme am größten WLAN-Netz Deutschlands. Schaubild aus dem Freifunk-Flyer entnommen.

Auf der Grundlage von Ratsbeschlüssen vom Dezember 2020 erhalten UFU und Freifunk Zuschüsse für die Hardware, die in den Unterkünften eingesetzt wird. Kosten für Server und Datenmengen an den etwa 400 Hotspots rechnen sie nicht ein, ihre mehr als 1500 „Ehrenamtsstunden“ in der Zeit von Oktober 2020 bis September 2022 auch nicht.

Mit der Auflistung von „harten Zahlen“ für 41 WLAN-Installationen können sie belegen, dass die Stadt Hannover nach 13 Monaten ihre Investition wieder erwirtschaftet hat. Dazu meint UFU, dass danach der städtische Haushalt „jährlich mit 39000 Euro entlastet“ werde, weil UFU und Freifunk freiwillig und unentgeltlich die Dienstleistungen erledigen, die die Stadt sonst teuer einkaufen müsste.


Linkliste: Förderverein Freie Netzwerke e.V. -- Kontakt zu Freifunk in Hannover -- heise-online erklärt die "größte WLAN-Communitiy Deutschlands" -- Wikipedia Information über Freifunk -- UFU-Webseite